Die Kränkung entsteht durch Ereignisse, die uns in der Seele treffen
Wer kennt nicht die Situationen, in denen wir das Gefühl haben, dass wir ignoriert, abgelehnt oder bloßgestellt werden. Die Auslöser für Kränkungen können verschiedener Natur sein. Es trifft uns in der Seele, wenn sich ein vertrauter Mensch nicht mehr meldet, wenn wir die Zuwendung, die wir von nahestehenden Menschen brauchen, nicht erhalten, die Arbeitsstelle, die uns zusteht, ein anderer bekommt, oder das Gespräch beendet wird, sobald man den Raum betritt. Auch das Ausbleiben der erhofften Einladung kann verletzen. Ebenso schmerzt es, wenn der Partner/die Partnerin einem mitteilt, dass es jemanden anderen gibt und er/sie Abstand braucht. Diese und ähnliche Ereignisse erleben wir als Angriff auf den Selbstwert und fühlen uns abgelehnt, ausgeschlossen, missverstanden, ignoriert oder zurückgewiesen. Viele Redewendungen, die wir kennen, versinnbildlichen die innere Verletzung: „es tut mir in der Seele weh..“, „ ich wurde bis ins Mark getroffen…“, „der Boden unter den Füßen wurde mir weggezogen…“, um nur einige zu nennen.
Die Kränkung ist immer eine emotionale Reaktion
Die Reaktion auf ein Ereignis, das uns im Innersten trifft, ist die Kränkung. Wir fühlen uns im Selbstwert verletzt und stellen unser Wertesystem allgemein in Frage. Verunsicherung und Selbstzweifel sind die Folge mit immer wiederkehrenden Gedanken, wie: „ich bin es nicht wert…“, „ich bin nicht wichtig…“ oder „ich kann es niemandem recht machen…“. Situationen, in denen die Gefühle verletzt werden und zu Kränkungen führen können, begegnen uns täglich. Oft können wir unsere eigene starke emotionale Betroffenheit in bestimmten Situationen nicht erklären. Das kann daran liegen, dass alte Kränkungen über Jahre oder sogar über Generationen nicht verarbeitet wurden und somit erhalten bleiben. Mit diesen Gefühlen werden wir dann ganz plötzlich und unbewusst konfrontiert. Daraus entsteht eine tiefe Verunsicherung, die das Gefühl von Ohnmacht, Enttäuschung, Wut, Schmerz und Verachtung auslöst. Oft bekommt der Gegenüber gar nicht mit, dass wir gekränkt sind. Ebenso passiert es aber auch, dass wir selber verletzen, ohne es zu bemerken.
Nicht selten kränken wir uns auch selbst, indem wir Erwartungen an uns stellen, die wir nicht erfüllen können. Wir reagieren in solchen Situationen häufig mit Rückzug oder, im schlimmsten Fall, mit einem totalen Beziehungsabbruch. Um uns vor weiteren Verletzungen zu schützen, vermeiden wir den Kontakt mit dem, der uns gekränkt hat. Dadurch werden diese Enttäuschungen aber nicht überwunden, sondern wir bleiben mit negativen Gefühlen von Rache und Wut an den Kränkenden gebunden.
Unsere Bewertung ist der Schlüssel zu unserer Verwundbarkeit.
Die Intensität der Kränkung hängt maßgeblich davon ab, in welcher Beziehung wir zu dem Kränkenden stehen
Von einem nahestehenden Menschen fühlen wir uns schneller gekränkt als von jemandem, der uns nicht viel bedeutet. Dazu zählen in erster Linie unsere Ehepartner und Familienangehörige. Unser Selbstwert und die jeweilige Tagesverfassung spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Immer wenn bestimmte Personen oder Ereignisse bei uns eine Kränkungsreaktion auslösen, treffen sie auf unseren „Wunden Punkt“. In den meisten Fällen steht er in Verbindung mit frühen verletzenden Erfahrungen, in denen wichtige Grundbedürfnisse wie Anerkennung, Vertrauen, Zugehörigkeit und Geborgenheit nicht oder unzureichend erfüllt wurden. Diese frühen Verletzungen sind oftmals nicht mehr in unserem Bewusstsein, da die Verdrängung als Überlebensstrategie notwendig war. Dennoch leiten sie unsere Empfindungen und beeinflussen unser Verhalten, wofür wir manchmal selber keine Erklärung finden können.
Kränkungen haben Auswirkung auf die psychische Gesundheit
Nicht selten ist eine Kränkung auch die Ursache für Depressionen, Angststörungen und so manches Suchtverhalten. Man will die unangenehmen Gefühle einfach los werden.
Oftmals sind wir im ersten Moment der Kränkung gar nicht in der Lage, die Gefühle sprachlich zum Ausdruck zu bringen. Es verschlägt uns sprichwörtlich die Stimme. Kurzfristige Erleichterung bringt uns, wenn wir mit Wut, Verachtung, Trotz oder Liebesentzug reagieren. Wir reden nicht mehr miteinander und lassen den anderen links liegen. Die „Kränkungswut“ löst aber die Probleme nicht. Wir haben das Bedürfnis, den anderen zu treffen und ihm den Schmerz zuzufügen, den wir selbst erlitten haben. Es entsteht ein Teufelskreislauf, in dem wir Gekränkte und auch Kränkende zugleich sind. In dieser Situation kommt es häufig zum Bruch mit dem Kränkenden. Es können auch Rachegedanken entstehen, die im schlimmsten Fall zu Aggressionen führen, die psychische und physische Gewalt zur Folge haben. Viele zwischenmenschliche Probleme, Beziehungsabbrüche, Familiendramen, Streits bis hin zu Kriegen sind auf Kränkungen zurückzuführen. Kränkungen haben eine starke Macht und beeinflussen unser Verhalten. Wenn es uns nicht gelingt sie zu überwinden, fühlen sie sich an wie schwere Lasten, die wir mit uns herumtragen. Wenn wir viel nachtragen, haben wir viel zu schleppen. Das Festhalten an den negativen Gedanken führt zur Verbitterung und nimmt uns viel Lebensenergie. Loslassen bringt Erleichterung, die uns selbst zu Gute kommt.
Kränkungen können auch körperliche Folgen haben
Seelische Verletzungen, die verdrängt oder nicht wahrgenommen werden, können sich in körperlichen Symptomen manifestieren. Die daraus entstehenden negativen Gefühle können Ursache für Kopfschmerzen, Verspannungen, Magen-Darmbeschwerden, Bluthochdruck, Schlafstörungen sein, um nur einige zu nennen. Der Körper bringt dabei zum Ausdruck, was der Mensch durch die Sprache nicht zu sagen vermag.
Wenn uns die Kränkung nicht los lässt
Dann ist es hilfreich, mit professioneller Unterstützung der Ursache auf den Grund zu gehen und zu erkunden, wo der „wunde Punkt“ ist.
Das Ziel ist auch, alte Kränkungen loszulassen, aus der „Opfer Rolle“ auszusteigen und Strategien zu finden, die uns vor neuen Verletzungen schützen.
Es ist wichtig, dass jeder seinen individuellen Weg im Umgang mit den Kränkungen findet.
Du kannst die Welle nicht stoppen, aber du kannst lernen auf ihr zu surfen.
Gerne unterstütze ich dich dabei, deine Kränkungen zu überwinden.
Im Rahmen der Beratung kommen primär Methoden aus der Gesprächstherapie, der Kommunikationswissenschaft und der systemischen Familientherapie zur Anwendung. Kommt es häufig zu Verletzungen in der Partnerschaft, kann eine
Paarberatung hilfreich sein.